Milben

Weinbergschnecken sind normalerweise für den Menschen vollkommen harmlose Tiere. Wie alle Lebewesen können sie aber auch erkranken oder von Parasiten befallen werden. Dazu gehören diverse Arten von Nematoden (Fadenwürmer) sowie auch Milben. 

Weder die Züchter von Weinbergschnecken noch die verarbeitende Konservenindustrie kann garantieren, daß alle zum Verzehr gelangenden Schnecken frei von Parasiten und gesund sind oder nicht schon vor der Herstellung der Konserven verendet waren.

Riccardoella habitus

Weinbergschnecken können von einer speziellen Art von Milben befallen werden. Bei freilebenden Schnecken ist der Befall eher selten, bei Schneckenzüchtern sind Milben eine gefürchtete Plage.

Unsere Wintergast-Schnecken (die wir Ende Oktober noch ohne Deckel gefunden hatten und die wir dann im Terrarium über den Winter brachten) hatten fast alle Milben. Möglicherweise war das auch der Grund, weshalb diese Tiere nicht wie alle anderen rechtzeitig deckelten.

Dank unserer Kontakte zu kooperationsbereiten Wissenschaftlern wurden unsere Milben im Zoologischen Institut der Universität Greifswald untersucht und von Prof. G. Alberti eindeutig als Ricardoella limacum bestimmt.

Dabei wurden die elektronenmikroskopischen Bilder erstellt, die wir mit freundlicher Genehmigung hier veröffentlichen dürfen.  

Professor Alberti - als Strukturmorphologie-Forscher - findet das kleine Monster sogar schön, was ich persönlich bestenfalls bei der Nahaufnahme annähernd nachempfinden kann.

Als Beilage einer Delikatesse wird das wohl kaum jemand einstufen.

“Feinschmecker” verzehren, ohne es zu wissen, ungezählte davon, denn besonders bei Zuchtschnecken sind sie ziemlich verbreitet. Sie leben in der Atemhöhle der Schnecken, die keine Chance haben, diese Parasiten los zu werden. Mit einer Größe von 0,3 mm sind sie gerade noch mit bloßem Auge sichtbar. Wenn man einen Blick in das Atemloch einer Weinbergschnecke wirft, kann man mit etwas Glück einige der Quälgeister darin herumspazieren sehen.

Laut Informationen aus Züchterkreisen kann eine Weinbergschnecke bis zu 60 Milben ohne Probleme verkraften. Nach unseren eigenen Beobachtungen genügen aber schon 6  Milben, um aus einer zuvor lebensfrohen und munteren Schnecke ein appetitloses und apathisches Häufchen Elend zu machen, das in wenigen Wochen zu Grunde geht. Es gibt wissenschaftliche Untersuchungen, die belegen, daß Ricardoella limacum-Milben sich aber auch tief in das Gewebe der Schnecken hineinbohren, ohne es dann jemals wieder zu verlassen.

Spätestens dann sind Weinbergschnecken so sehr geschwächt, daß sie auch leicht Bakterien wie Pseudomonas aeruginosa oder Fadenwürmern (Nematoden) zum Opfer fallenDas kann bei Züchtern zu bedrohlichen finanziellen Verlusten führen.

Unseres Wissens nach gibt es weltweit keine veterinärmedizinischen Kontrollen von Weinbergschnecken, bevor sie in der Dose oder im Tiefkühlfach landen.

Besteht hier nicht ein Handlungsbedarf für Gesundheitsbehörden?